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stadtentwicklung
11Jan

Sozialmonitoring Hamburg: Zu wenig Veränderung in Brennpunktgebieten

Sozi­al­mo­ni­to­ring Bericht 2020:

Sozi­al­li­be­rale kri­ti­sieren Ver­säum­nisse bei Kindern und Jugendlichen

von Isabel Wiest, Mit­glied des Lan­des­vor­stands Hamburg

Vier von fünf Ham­bur­ge­rinnen und Ham­bur­gern leben in Gebieten mit einem durch­schnitt­li­chen oder sogar hohen sozialen Status. Aber rund 20 Prozent wohnen in Gebieten mit einem nied­rigen oder sehr nied­rigen Status: Das ist das Ergebnis der jähr­li­chen Studie der Behörde für Stadt­ent­wick­lung und Wohnen.

Der Sozialmonitoring-Bericht, den Hamburg jetzt für das Jahr 2020 ver­öf­fent­licht hat, defi­niert den sozialen Status der Bereiche inner­halb der Stadt nach 7 Kri­te­rien: Die Erhe­bung mit 850 Ein­zel­be­rei­chenbezieht sich dabei auf Daten von Ende 2019, also noch vor den, auch im sozialen Bereich spür­baren Aus­wir­kungen, von Corona. 4 der 7 Kri­te­rien betreffen unmit­telbar die Kinder dieser Stadt.

Es geht um die Kinder Allein­er­zie­hender, die erreichten Schul­ab­schlüsse, die Zahl der Kinder in Min­dest­si­che­rung und die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund.

Wenn sich in einer Stadt an den Sozi­al­räumen und ihrer sozialen Segre­ga­tion so wenig bewegt, wie in Hamburg, dann sollte man also ganz ent­schieden an diesen Punkten ansetzen und die sozialen Bedin­gungen für die Kinder und Jugend­li­chen verbessern.

In unseren Augen hat sich eine Anglei­chung der Sozi­al­räume nahezu nicht ergeben. Die mar­gi­nalen Ver­än­de­rungen betreffen eher wohl­ha­bende Gegenden, deren Status sich nach unten ver­än­dert hat. Soziale Unter­schiede wurden in der Rea­lität nicht ernst­haft aus­ge­gli­chen, so Die Sozi­al­li­be­ralen Hamburg.

Nach wie vor gibt es 72 Gebiete mit nied­rigem bis sehr nied­rigen Status

Einen nied­rigen bis sehr nied­rigen Status haben 72 Gebiete in Hamburg. Dort gibt es etwa einen über­durch­schnitt­li­chen Anteil von Men­schen, die Trans­fer­leis­tungen beziehen.

Es geht um rund 343.100 Men­schen — das ent­spricht ganzen 18,2 Prozent der Ein­woh­ne­rinnen und Ein­wohner Hamburgs.

Unserer Meinung nach reichen die Rah­men­be­din­gungen, die die Stadt schafft nicht aus, um gerade die Fak­toren aus­rei­chend zu beein­flussen, die die Bil­dungs­kar­rieren der Kinder und Jugend­li­chen in Hamburg nach­haltig ver­bes­sern. Auch müssen die Ange­bote und die Hilfen für Allein­er­zie­hende, die gesell­schaft­liche Gruppe mit dem nach wie vor größten Armuts­ri­siko in Deutsch­land, drin­gend ver­bes­sert werden, damit die Chancen der nächsten Gene­ra­tion steigen. Über den Zubau besser sozial gemischter Stadt­viertel werden sich deren Pro­bleme nämlich nicht lösen lassen.

Fazit: Der Sozi­al­mo­ni­to­ring Bericht 2020 ist absolut kein Ruh­mes­blatt der Rot-Grünen Regie­rung in Hamburg. Er zeigt eher die lang­jäh­rigen Ver­säum­nisse in der sozialen Kinder– und Jugend­ar­beit auf, die zu wenig gegen Kin­der­armut und Bil­dungs­armut tut. Er belegt leider maximal eine homöo­pa­thi­sche Anglei­chung der Sozi­al­stan­dards, die aber die Pro­bleme in den tat­säch­li­chen Brenn­punkten kaum verbessert.

Bild­quelle: Sozialmonitoring-Bericht der Stadt­ent­wick­lungs­be­hörde Hamburg

24Jan

Was Hamburg im Wohnungsbau tun muss

Der #Sozialverband Deutschland hat die Wohnungsbaupolitik des Hamburger Senats scharf kritisiert. Während der Bestand an #Sozialwohnungen binnen der letzten 10 Jahre von 250.000 auf gerade mal 80.000 heruntergegangen ist, rühmt man sich im Senat für die 3717 fertiggestellten Sozialwohnungen. 
#Hamburg braucht dringend eine Diskussion über die #Fehlbelegungsabgabe, damit sozialer Wohnraum auch wieder den Menschen zur Verfügung steht, die ihn dringend benötigen. Zumindest sollte damit ein fairer finanzieller Ausgleich geschaffen werden, der wiederum in den sozialen Wohnungsbau zurückfließen kann. Laut einer Studie des IW Köln sind derzeit fast 50% der Sozialwohnungen in Hamburg mit Mietern belegt, die aktuell keinen Anspruch mehr auf geförderte Miete hätten, weil sich ihr Einkommen seit ihrem Einzug in die Wohnungen positiv entwickelte. Dadurch wird niemand aus seiner Wohnung vertrieben, er zahlt nur einen fairen Preis und ermöglicht damit mehr #Wohnungsbau für die Menschen, die sich eine Wohnung auf dem freien Markt mittlerweile nicht mehr leisten können.
Außerdem muss das System der #Konzeptvergaben überarbeitet werden, damit in Zukunft regelmäßig das beste Konzept über die Anhandgabe entscheidet und nicht überwiegend der gebotene Preis. #Genossenschaften und gemeinwohlorientierte Bauherren sollten beim Verkauf der stadteigenen Grundstücke bevorzugt werden. Die Stadt könnte #Anteilseigner von Grundstücken nach dem Vorbild von Helsinki bleiben und sich damit den Einfluss auf die gewünschte Realisierung sichern.
Noch ein wichtiger Punkt: #Mikroappartements sind zwar Wohneinheiten im geförderten Segment, aber zumeist keine Sozialwohnungen, die sich für Paare oder gar Familien eignen. Sie sollten daher separat ausgewiesen werden, insbesondere, da sie zwar öffentlich gefördert sind, aber weder der #Mietpreisbremseunterliegen, noch im #Mietenspiegel abgebildet werden. 
Wir müssen auch die Praxis der #Share_Deals angehen. Es kann nicht sein, dass Investoren die #Grunderwerbssteuer regelmäßig umgehen können, während sie für Privatleute bei 6,5% des Kaufpreises liegt. Dem Staat entgehen dadurch Milliarden an #Steuern, die besser in sozialen #Wohnungsbau investiert wären. Um die #Eigentumsquote, auch im Hinblick auf die Alterssicherung vernünftig zu steigern, sollten alternative #Finanzierungsmodelle erprobt werden und die Grunderwerbssteuer für die erste selbstgenutzte #Immobilie entfallen. 
Darüber hinaus sind die Laufzeiten der #Sozialbindung auf mindestens 30 Jahre anzuheben, damit die Wohnungen so lange wie möglich ihren Zweck erfüllen, Berechtigten bezahlbaren Wohnraum zu bieten.